Probleme durch lange Leitungen
Als Gast in einer der allgegenwärtigen Talkshows würde ich mich vermutlich nicht besonders gut eignen – meine Antworten wären wohl kaum spektakulär. Aber ein Interview mit der Frage „Was ärgert Sie besonders?“ – das könnte ich mir vorstellen. Und darauf habe ich eine klare Antwort: Nachlässigkeit.
Fehler, die mit etwas mehr Sorgfalt vermeidbar gewesen wären, ärgern mich am meisten.
Ich gebe zu: Auch meine heutigen Ratschläge und meine Kritik hätten mich früher selbst getroffen. Ich habe Hydrauliksysteme „nach Schaltplan“ verkauft – wie angefragt, aber ohne weiter nachzuhaken. Heute weiß ich: Wer langfristig Erfolg haben will, muss den Bedarf des Kunden gründlich klären und sorgfältig planen, nicht einfach nur schnell liefern.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Problem langer Leitungen zwischen Steuerung und Verbraucher. In der dynamischen Simulation berücksichtigt man das Leitungsvolumen längst.
Ich empfehle, das auch bei einfacheren Antrieben nicht zu ignorieren.
Praxisfall:
In einem Walzwerk mussten sechs kleine Zylinder am Ende der Linie regelmäßig gewartet werden – immer war die Stangenseite verschlissen.
Die Ursache war simpel: Das Volumen der Zylinder war kleiner als das der Leitungen. Das Öl wurde lediglich hin und her geschoben. Schmutz sammelte sich, Wärme vom Walzgut konnte nicht abgeführt werden.
Die Lösung war überraschend einfach: Eine kontinuierliche Leckage über eine Düse zwischen den Messanschlüssen brachte Abhilfe.
Noch besser wäre es gewesen, von Anfang an Blenden im Kolben vorzusehen.
Bei Spannsteuerungen mit Speichern – wenn ein dauerhafter Ölstrom nicht möglich ist – helfen Doppelleitungen und Rückschlagventile.
Auch Plungerzylinder können über einen Entlüftungsanschluss angeschlossen werden. Schwenktriebe oder Hydromotoren lassen sich so zuverlässig mit frischem Öl versorgen. Denn was nützt die sorgfältigste Ölpflege im Behälter, wenn bestimmte Verbraucher davon nichts abbekommen?
Damit solche Details schon in der Planungsphase berücksichtigt werden, empfehle ich – einmal mehr – mehr Informationen im Schaltplan:
Rohrdurchmesser sind vorgeschrieben, aber auch Zylinder sollten beschriftet werden. Und bei längeren Leitungswegen kann mit wenig Aufwand ein einfaches „...m“ (für Meter) eingetragen werden.
Das macht auf das Problem praktisch automatisch aufmerksam.
Wichtig:
Bei Verbrauchern mit kleinem Schluckvolumen und großer Entfernung zur Steuerung muss ein sicherer Ölaustausch gewährleistet sein.
Empfohlene Lösungen:
🛠 Bypass-Lösung:
Ständiges Spülen über Messanschlüsse oder über eine Düse im Kolben.
🔄 Wechselschaltung:
Ölaustausch über Doppelleitungen mit Rückschlagventilen.
Peter Rannow (†)
